Theoretischer Hintergrund der Klassischen Homöopathie

Erläuterung einiger Begriffe

 

Hahnemann: Der Arzt Dr. Christian Friedrich Samuel Hahnemann lebte vor zweihundert Jahren  in Deutschland. Er entwickelte das Therapieverfahren der Homöopathie. Bis heute werden nach seinem Vorbild und seinen Anweisungen unsere Medikamente geprüft, hergestellt und angewendet.

Lebenskraft: Kann auch Dynamis oder Lebensprinzip genannt werden. Sie wird gedacht als Energie, die überall vorhanden ist, wo Leben ist. Sie bewirkt und koordiniert alle Lebensvorgänge in Organismen, Organen, Zellen, Organellen,… Sie selbst besitzt keine Vernunft, sondern verhält sich nach Gesetzmäßigkeiten (ähnlich wie zum Beispiel elektrischer Strom), sie schafft aber durch Gesunderhaltung eines Organismus die Voraussetzung zu Entstehung und Gebrauch von Vernunft.

Ähnlichkeitsgesetz: Eine natürliche Gesetzmäßigkeit.
Ist die Lebenskraft in ihrer Tätigkeit gestört und setzt man einen Impuls, der auf ähnliche Weise stört, kann dies die erste Störung vollständig beseitigen und im Krankheitsfalle Heilung bewirken.

Heilungspotential: Jedes Medikament kann (dem Ähnlichkeitsgesetz zufolge) in genau den Krankheitsfällen heilend wirken, deren Erscheinungsbilder den Zuständen ähneln, die es selbst bei Gesunden hervorrufen kann. Das heißt, sein Heilungspotential entspricht seinem Potential, krank zu machen.

Arzneimittelprüfung: Die Wirkung eines Arzneistoffes wird durch Einnahme desselben und genaue Protokollierung der Reaktionen festgestellt. Es gibt keine Tierversuche in der Homöopathie. Sondern gesunde Menschen beiderlei Geschlechts und unterschiedlicher Typen (in der Regel die Homöopath/inn/en selber) prüfen und dokumentieren so lange, bis keine neuen Symptome durch Einnahme ein und desselben Medikamentes mehr festgestellt werden. Das vollständige Symptomenverzeichnis kann dann zum Vergleich mit Krankheitszuständen verwendet werden.

Homöopathie: Der Begriff wird von Laien oft für alles Mögliche verwendet, was irgendwie  naturheilkundlich sein könnte.
Behandler/innen sprechen oft von Homöopathie, wenn sie Medikamente verordnen, die zum homöopathischen Gebrauch entwickelt worden sind, oder solche, die genauso hergestellt, nicht aber geprüft worden sind oder auch Mischungen solcher Medikamente.
Eigentlich kann aber erst dann wirklich von Homöopathie gesprochen werden, wenn diese Medikamente einzeln und nach Ähnlichkeit verordnet werden. Das heißt: der Behandler/die Behandlerin vergleicht das durch Arzneimittelprüfungen ermittelte Heilungspotential einer Substanz mit dem vorliegenden Krankheitszustand und entscheidet sich zu deren Verwendung erst bei bestmöglicher Übereinstimmung. Wer so arbeitet, nennt sich dann Klassische/r Homöopath/in, um Verwechslungen vorzubeugen.

Potenzierung: Die Ausgangssubstanzen der homöopathischen Arzneimittel können sehr stark verdünnt werden, wobei sie ihre Giftigkeit verlieren ohne aber  ihre Heilkraft einzubüßen. Hierzu wird eine Trägersubstanz (i. d. R. Milchzucker, Alkohol und/oder Wasser), mit dem Ausgangsstoff nicht nur vermischt, sondern auch verrieben oder verschüttelt. So überträgt sich die Arzneikraft auf den Trägerstoff, wobei sie noch verfeinert und entwickelt wird –eben potenziert. Die therapeutischen Möglichkeiten dieser Präparate sind ungleich höher, als diejenigen der Rohsubstanzen.

Potenz-Stufen und ihre Kennzeichnung: Die Präparate sind hierzulande mit einer  römischen und einer arabischen Zahl gekennzeichnet (zum Beispiel: C 30). Die römische Zahl steht für das Mischungsverhältnis bei der Verdünnung, die arabische Zahl gibt an, wie oft Verdünnung und Potenzierung vorgenommen wurden. Es stehen: D für 1: 10, C für 1: 100, M für 1: 1000, Q für 1: 50000 –die Bezeichnung LM wird gleichbedeutend mit Q verwendet. (Für unser Beispiel  „C 30“ bedeutet das: die Ausgangssubstanz wurde dreißigmal im Mischungsverhältnis eins zu hundert verdünnt und jeweils verrieben oder verschüttelt.)
Einzelgaben von D- oder C-Potenzen wirken tiefer und anhaltender, je höher die Potenzgrade sind.  Niedrige Q-Potenzen vereinen Tiefenwirkung mit kurzer Wirkdauer, so können mit ihrer Hilfe unerwünschte Reaktionen besser beherrscht werden.

Erstverschlimmerung: Eine Zunahme bereits vorhandener Beschwerden  nach Einnahme eines homöopathischen Arzneimittels, wenn diese schnell wieder vorbeigeht und deutliche Besserung sich anschließt. Diese Art von Verschlimmerung zeigt an, dass das Medikament gut gewählt war und verspricht einen erfolgreichen Therapieverlauf. Alle anderen Reaktionen und Phänomene können nicht als Erstverschlimmerungen gewertet werden.

Globuli:  Mehrzahl von Globulus: Kügelchen, auch Streukügelchen genannt. Sie bestehen aus reinem weißen Zucker (Rohrzucker). Werden solche Kügelchen  mit fertig potenzierten Arzneilösungen benetzt, getrocknet und gegen Nässe und Strahlung  geschützt aufbewahrt, sind die Medikamente in dieser Form sehr lange haltbar und jederzeit gebrauchsfähig. 

Miasma: Nach Samuel Hahnemann: ansteckende Krankheit. Hahnemann unterschied akute und chronische Miasmen. Chronische sind solche, die von selbst nicht ausheilen können, die einen Menschen also nach der Ansteckung ein Leben lang begleiten, schwächen und alle Lebenstätigkeit mit  ihrem Stempel versehen. Solche Krankheit hinter der Krankheit zu erkennen und zu behandeln, ist das große und komplizierte Tätigkeitsfeld der Miasmatik. Dabei hat der Gebrauch des Begriffes  sich gewandelt: Hahnemanns heutige Nachfolger bezeichnen nicht mehr bestimmte Krankheiten als Miasmen, sondern bestimmte Kategorien von chronischen Erkrankungszuständen. (Verwirrender Weise nehmen verschiedene moderne miasmatische Richtungen jeweils unterschiedliche  Klassifizierungen vor, ohne aber eigene Begriffe für diese einzuführen.)

Organon: Grundlegende Schrift Samuel Hahnemanns, in der er genaue Erklärungen und Anweisungen zu Herstellung und Gebrauch seiner Arzneimittel  gibt. Hahnemann hat im Lauf seines Lebens alle durch seine Tätigkeit neu erworbenen Erkenntnisse in immer neue Auflagen dieser Schrift eingearbeitet. Sie diente damals wie heute Homöopath/inn/en als Arbeitsgrundlage und Patient/inn/en zur Information. Ihre letzte und sechste Auflage erschien unter dem vollständigen Titel „Organon der Heilkunst“ und ist heute in verschiedenen Ausgaben erhältlich.